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Ratten-Butler

Rattenbutler

Geister der Vergangenheit

Erst als ich Rattenbutler ins Englische (Rat Butler) übersetzt habe, fiel mir die phonetische Ähnlichkeit zu Rhett Butler („Vom Winde verweht“) auf. Dies ist aber die einzige Ähnlichkeit. Rattenbutler ist auch kein Roman, sondern eine Erzählung, ein Booklet, Genre-Mix aus Thriller und Mystery. Basierend auf einer Familiengeschichte, die man möglichst nicht nachts kurz vorm Zubettgehen liest.

Alles beginnt mit Charleen, einem Mädchen, das von seltsamen Träumen heimgesucht wird, die sie zutiefst beunruhigen. Doch welche Chancen hat ein Kita-Kind, seinen im täglichen Einerlei verwurzelten Erwachsenen verständlich – und glaubhaft – mitzuteilen, dass bald, sehr bald (!) etwas Schreckliches passieren wird, wenn nicht endlich jemand zuhört und eingreift?

Kinder sind kleine Menschen und doch so viel mehr. Wenn wir aus dem Land Kindheit treten, lassen wir viel mehr zurück als den Glauben an Märchen und Weihnachtsmänner. Zumeist verlieren wir die Gabe der Eingebung, der Intuition, stürzen (und stützen) uns auf Facts & Figures, die uns jene Zuversicht ersetzen sollen, die wir als Kinder einfach in uns trugen.

Wie meine kleine Charleen, deren Kampf bereits am Frühstückstisch beginnt.

Die Story

Charleen ahnt, dass heute, wirklich heute, die Prophezeiung der Butler-Ratte aus ihren Träumen wahr werden wird, eine schreckliche, furchterregende Weissagung – doch keiner findet Zeit, ihr (im wahrsten Sinne des Wortes) Gehör zu schenken. Der Schlüssel zur Katastrophe, aber auch zu ihrer Vereitelung, liegt in der Vergangenheit zweier Familien begraben, deren Lebenswege über Generationen hinweg auf schicksalhafte Weise durch ein unfassbares Verbrechen miteinander verknüpft sind – an das sich ein weiteres, wenngleich gut gemeintes anschloss. Leider liegt die Zeit der verabscheuungswürdigen Tat so weit zurück, dass sich die wenigsten Menschen erinnern können. Schon gar nicht in unserer hektischen, vorwärts gewandten Moderne.

Danke für diese Geschichte, sie war jede Sekunde der Lesezeit wert

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Leserin

Die Geschichte hat meiner Meinung nach Potential für einen großen Roman

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Leser

Der Autorin gelingt es, auf einfühlsame und doch spannende Weise eine Geschichte zu erzählen, die ob ihres Schreckens beim Leser nachhallt. Dabei bedient sich die Verfasserin einer collagenhaften Technik aus Tagebucheintragungen, Zeitungsnotizen, Briefen und Protokollen.

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Leser

Rattenbutler Zitate

Traumfänger

Charleen kann ihren quälenden Traum nicht länger für sich behalten, sie muss erzählen, will warnen, doch weder ihre vom Alltagsstress und von Geldsorgen gehetzte Mutter noch ihre Brüder, die Zwillinge Samuel und Leon, haben auch nur ein winziges Ohr für ihre riesigen Sorgen.

»Die Mäuschen sind tot«, schluchzt Charleen, den Kopf so tief gesenkt, dass ihre Haare, blond wie Zuckermais, ins Porridge ihrer Frühstücksschüssel schlecken.
Maike Silbersteins Blick trifft die Küchenuhr, oval wie ein perfektes Ei, Farbe sirenenrot. Mit raschen Händen setzt sie fliederblaue Kunststoffschalen auf den Tisch. »Was für Mäuse?«
»Die Mäuschen vom Dachboden«, wimmert Charleen.
»Welcher Dachboden?«
»Unserer, Mami.«
»Unser Hochhaus hat keinen Dachboden.«
»Doch, hat Jowawan gesagt«, widerspricht Charleen und schluckt Hafermilch.
»Ein Kind aus der Kita?« Eilig schüttet Maike Cornflakes in Schalen und gießt Tüten-Orangensaft darüber.
Der Uhrzeiger springt auf
7:21 Uhr
Wild schüttelt Charleen den Kopf und milchgetunkte Haferflocken fliegen aus ihren Haarspitzen an die matschgrün getünchte Küchenwand. »Nein, die Butler-Ratte, kurz bevor ich aufgewacht bin.«

Vorahnung

So geht es an diesem nervösen Morgen weiter: Nicht einmal Gitta, Charleens Lieblingserzieherin in der Kita, und auch nicht deren Kollegin Traudl finden Zeit, in Charleens Traum hinein zu lauschen. Stattdessen gibt der Wasserhahn den Geist auf, die Post kommt, der Kantinenservice …

Kurz vor der Kita dreht sich Charleen um und blickt dem flitzenden Golf ihrer Mutter nach.
»Nein«, wispert sie.
»Wie bitte?«, fragt Gitta und denkt:. ‚Was ist nur heute mit ihr los? Sie kommt doch immer gerne zu uns.‘
»Nicola wird mich nicht abholen«, flüstert Charleen.
Gitta geht in die Hocke und fasst sie bei den Schultern. »Aber sicher. Eure Nachbarin holt dich immer ab, wenn deine Mami arbeiten muss.«
Charleen starrt zum Himmel, graublau mit Schäfchenwolken. Eine rundliche Frau mit überdimensionalem Strohhut schiebt einen bauchigen Kinderwagen, aus ihm plärrt ein unsichtbares Baby. Kreischende Reifen eines scharf abbremsenden Ford Fiesta bewahren einen schwarzen Kater vor einem Schicksal als Asphaltkadaver.
»Niemand kommt, wenn er tot ist«, wispert Charleen.

Zäsur

So spult der Tag weiter, bis Magda Lindström, Oma von sieben Enkeln, ihre wöchentliche Märchenstunde in der Kita einläutet und durch Charleen abrupt an acht Monate ihrer Kindheit erinnert wird, die sie überaus gerne bis in alle Ewigkeit vergessen hätte. 

Magda fröstelt, als würden Schneidergeister mit feinsten Nadeln ein kompliziertes Schnittmuster in ihre Haut stechen.

Wendepunkt

Binnen Minuten muss sich Magda entscheiden, wohl wissend, dass ihr niemand glauben und so ziemlich jeder für verrückt halten wird, schließlich ist sie eine Erwachsene unter Erwachsenen. Aber ist es nicht besser, als verrückt zu gelten, statt dem Tod freimütig Tür und Tor zu öffnen? Magda überwindet sich und schaltet die Polizei ein.

Erneut lässt Peter den Verstärker sinken, diesmal langsamer. »Nicht, dass ich möchte, dass hier gleich ein Unglück passiert. Aber weißt du, was uns ein Fehlalarm kostet?«
Siegfried stellt sich ganz dicht vor ihn. »So ungefähr, mein Sohn. Aber wie viel kostet ein Menschenleben?«

Vergangenheit

Danach führe ich Dich auf eine, sagen wir ungemütliche Zeitreise ins Gestern. Wir treffen uns im Nachkriegsdeutschland, eine Zeit, die sich die meisten heute nur noch schwer vorstellen können. Eine Zeit vor Inkrafttreten des Grundgesetzes, in dem die Würde des Menschen verankert wurde:

„Heute, am 23. Mai 1949, beginnt ein neuer Abschnitt in der wechselvollen Geschichte unseres Volkes: Heute wird die Bundesrepublik Deutschland in die Geschichte eintreten. Wer die Jahre seit 1933 bewusst erlebt hat, der denkt bewegten Herzens daran, dass heute das neue Deutschland ersteht.“
[Konrad Adenauer nach Unterzeichnung des Grundgesetzes]

Obwohl Frieden, geschah in den Nachkriegsjahren vieles, was heute außerhalb unserer Vorstellung und wohl auch jenseits unseres Verständnisses liegt. Auch die Geschichte der Magda Lindström. Die Gründe sind vielfältig, sie sind der Widerhall der grauenhaften psychischen und physischen Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges, der von jeder Familie Opfer aller Art forderte: über den allgegenwärtigen Tod, die immense Trauer bis hin zur Bewältigung des Alltags, oft ein Kampf um die eigene Unversehrtheit, gegen Hunger und Armut. Wie zu jeder anderen Zeit lebten Menschen unterschiedlicher Couleur: Solche, die den Kampf anderer für sich auszunutzen wussten. Andere, die fürs schiere Überleben Dinge taten, die sie zu normalen Zeiten aus tiefster Überzeugung abgelehnt hätten. Menschen, die trotz Mangels und Mankos versuchten, auch in unmenschlichen Zeiten Mensch zu bleiben.

Aber: Prinzipien muss man sich leisten können (… der werfe den ersten Stein)

Aufkommender Wind zerzaust Magdas offene Haare. »Doch, so sehe ich es. Ich weiß nicht, was dir widerfahren war, Krieg kann aus dem besten Menschen einen verrohten Bastard machen. Ich verstehe deine Furcht. Aber hast du dich nie gefragt, wie viel Angst wir, vor allem nachts, ausstehen mussten? Du warst der Einzige, der uns kannte.«

Warum?

Mittels einer Collage aus (fiktiven) Zeitungsschnipseln, Briefen, Urkunden und einem abgetippten Ton-Mitschnitt schicke ich Dich auf den Weg, selbst zu ergründen, was Magda – und nicht nur ihr – in dieser bitteren Zeit angetan wurde. Ich lasse Dich auf eigene Faust herausfinden, warum die ruhelosen Geister des Gestern die Gegenwart betreten haben und nun um Gehör betteln.

Als wränge sie ein Taschentuch, knetet Magda ihre Hände. »Aber heute weiß ich, das Schicksal geht eigene Wege. Wäre ich nicht hier geblieben, wer hätte heute Charleens Traum deuten können?«

Verzeihen ist möglich, ja sogar nötig, aber manchmal unendlich schwer.

Trailer auf YouTube:

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Danielle Weidig

Autorin

Danielle lebt nahe Frankfurt/ Main, schreibt Phantastik, Fantasy und düstere Zukunftsromane (Dystopien), oft mit fantastischen Elementen (z. B. aus Dark Fantasy/ Urban Fantasy). Zudem belletristische Erzählungen, Kurzgeschichten und Gedichte in Anthologien und Literaturzeitschriften.

Über mich, meine Motivation zu schreiben und zu lesen

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Mail: hallo@danielle-weidig.de