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Feldpost (Kurzgeschichte)

Oder: Von der Wichtigkeit, nicht vergessen zu werden

2. Anthologie von SternenBlick 

Zwischen den Wolken

Aus dem Geleitwort (von Ben Kretlow): »Der zweite Band der Reihe versammelt Texte, Gedanken, Stimmungen und Sichtweisen von 90 Autorinnen und Autoren, die zum Teil das Projekt seit den ersten Stunden begleiten oder kürzlich den Weg zur SternenBlick-Gemeinschaft gefunden haben. Zwischen den Wolken changiert im Themenspektrum zwischen Sehnsucht, Zuversicht und Hoffnung, findet Gefallen an Ferne und Tiefe und Sinn in Nähe und Ankommen bei herzbegehrten Dingen. «

Von der Web-Site: »Näher am poetischen Herzen. SternenBlick ist eine Initiative von Dichtern und Poesiebegeisterten, die zusammen gefunden haben, um ihre Worte für das Gute einzusetzen. Seit 2014 entstanden themengebundene Anthologien, Autorenbände und zwei Heftreihen. Die Erlöse nutzen wir zum Ausbau des Vereins und Aufbau eines Projektes zur poetischen Nachwuchsförderung. An die 750 AutorInnen haben an den rd. 40 Publikationen von SternenBlick mitgewirkt.«

Ein ominöser Anruf

Stell Dir vor, Du nimmst für Deinen alt- und in vielen Jahren krank gewordenen Vater Peter, zeitlebens für Dich Inbegriff des Clichés eines Bilanzbuchhalters, einen Anruf aus der Vergangenheit entgegen. Während des Telefonats beschleicht Dich das vage und ungute Gefühl, Deinen Vater nie wirklich gekannt zu haben.

Nach dem frühen Tod meiner Mutter erzog er mich, wie man Welpen aufzog:

Sitz, Platz, Aus.

Iss, geh zur Schule, Schlafenszeit.

Es waren die Siebziger, zu Weihnachten wünschte ich mir ein Kettcar und bekam ein Fahrrad, ich wollte einen Taschen-Miniflipper und fand einen HP 35-Taschenrechner, ich träumte von Matchbox-Autos und packte Bücher aus. Zudem jedes Jahr ein grässliches Holzpferd, von Vater geschnitzt. 

»Freust du dich?«, fragte er alle Weihnachten.

»Ja Danke, Papa«, log ich jedes Mal.

Ein mysteriöses Päckchen

Ein paar Tage später nimmst Du für Deinen Vater ein Päckchen entgegen, ebenfalls aus der Vergangenheit, exakter ausgedrückt aus dem Jahre 1944, genauer gesagt für Peterle. Heute bringst Du dieses Päckchen Deinem Vater, den Du nie aufrichtig liebgewinnen konntest und der Dich heute nicht einmal mehr erkennt. Dennoch, lege ihm dieses Päckchen auf seinen Schoss. 

Ein feiner Blitz durchzuckte Vaters Augäpfel, zart wie die Frühmorgensonne am Firmament. Seine wimpernlosen Lider sanken, seine Arme kämpften sich aufwärts, bis seine Finger das Päckchen umarmten. Er kratzte am alten Papier, das nicht nachgeben wollte. Dann schob er das Päckchen vom Schoß zu den Knien, als sei seine Decke ein Tablett. Langsam und ruckartig hob sich erst sein Hals, dann sein Kinn. Er erinnerte mich an eine gerupfte Krähe. Sein Blick nahm mich wahr und sein Unterarm schlug auf das Päckchen: „Hilf!“

Ein bra­vou­röses Wunder

Danach trifft Dich Erkenntnis wie die imaginäre Backpfeife eines Wolkenriesen: Du erkennst den wahren Wert, den Weihnachten für Deinen Vater seit seiner Kindheit hatte. Erstmals begreifst Du den traurigen Zauber geschnitzter Holzpferdchen.

Ganz am Ende aber berührst Du Dein eigenes Leben ganz neu.

Links zur Website von SternBlick (lohnt sich 😃) :

Website Sternenblick

Mein Lieblingszitat aus Feldpost ist der erste Satz:

»Die letzten Herbstzeitlosen des Jahres 2014 senkten ihre Häupter, als Telefonklingeln mein Lebensgrübeln störte.«

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